Mehr Kapazitäten für neue Kollaborationen
Mit einem Umsatz von 210 Millionen Euro in 2019 zählt die Seifert Logistics Group (SLG) aus Ulm zu den maßgeblichen Speditions- und Kontraktlogistikern der Republik. Die Gruppe ist in Deutschland, Polen, Tschechien, Frankreich aktiv und übernimmt für namhafte Kunden aus dem Automotive-Segment, aus der Chemie-, Pharma- und Konsumgüterindustrie sowie den Branchen Papier und Baustoffe die Lagerung, Sequenzierung, Distribution und Werkslogistik. Das Kerngeschäft des Unternehmens ist der Automotive-Bereich. Dort ist Seifert tief in die Wertschöpfungsketten der Automobilindustrie eingebunden. So übernimmt der Logistikdienstleister etwa in Rastatt und Leipzig die Produktionsbelieferung für die ansässigen Mercedes- Werke. Im französischen Hambach, wo die Stuttgarter Autobauer den Smart fertigen, führt Seifert seit 2017 mit rund 100 Mitarbeitern vor Ort die Werkslogistik. Für das Automobilwerk erbringt Seifert alle zur Produktionsversorgung erforderlichen Aufgaben von der Lkw-Anmeldung über Trailer Yard, Wareneingangsbearbeitung, Lagerung, Sequenzierung und Montagetätigkeiten bis hin zur Just-in-time- und Just-in-sequence-Belieferung der Fertigungslinien im Mercedes-Werk.
Im Seifert-Netzwerk symbolisiert der Standort Hambach die zunehmende Internationalisierung und Erweiterung des Kundenportfolios des Unternehmens. „Andererseits beweist die Seifert Logistics Group damit, dass sie ein standhafter und vertrauenswürdiger Logistik-Partner der Mercedes-Benz AG ist, der auch auf internationaler Ebene auf die Bedürfnisse des Kunden reagiert“, unterstreicht Luc Wanner, Executive Director Seifert Automotive Logistics. Um die Kapazitäten am Standort zu erhöhen und die Prozesse zu optimieren, hat die SLG dort nun ein neues, unternehmenseigenes Logistikzentrum eingerichtet. Den Auftrag für Konzeption und Installation eines exakt auf die Anforderungen des Kontraktlogistikers zugeschnittene Regalanlage erhielt die AR Racking Deutschland mit Sitz in Rüdesheim.
AR Racking Deutschland zählt zum spanischen Industriekonzern „Grupo Arania“ und ist auf Design und Herstellung sowie die Projektierung und Realisierung von integrierten Intralogistik-Lösungen spezialisiert. Die international ausgerichtete Arania Gruppe beschäftigt rund 850 Mitarbeiter und blickt auf 80 Jahre Erfahrung im Bereich der Stahlverarbeitung. Der Rückhalt im Konzernverbund der Arania Gruppe erschließt AR Racking einzigartige Materialkompetenzen zur Entwicklung innovativer Produkte, Systeme und Anlagen. Die Exportrate von mehr als 80 Prozent der Produktion in mehr als 65 Ländern unterstreicht den internationalen Erfolg dieser Strategie.„Wir haben in Zusammenarbeit mit dem Einkauf unserer Zentrale in Ulm eine Liste der TOP-Anbieter von industriellen Lagersystemen bekommen“, beschreibt Executive Director Wanner das Auswahlverfahren und die Kriterien der Auftragsvergabe. „Jeder Anbieter aus dieser Liste wurde nach Kosten, Lieferzeit und Qualität bewertet. Am Ende haben wir uns für AR Racking entschieden. AR Racking bot eine sehr schnelle Liefer- und Montagezeit und kam uns bei Konkretisierung des Auftrags auch im Kostenrahmen entgegen.“
Ende vergangenen Jahres wurde mit 20.000 m² der erste Bauabschnitt des neuen Logistikzentrums fertiggestellt und sukzessive in Betrieb genommen. Die zweite Bauphase soll noch Ende dieses Jahres abgeschlossen werden. Dann wird AR Racking eine Regalanlage mit weiteren 4.000 Palettenstellplätzen installieren. Nach Fertigstellung umfasst das Logistikzentrum insgesamt mehr als 41.000 m² überbaute Fläche und ist in die zwei Lagerhallen mit acht Einheiten sowie ein Bürogebäude unterteilt. „Der Neubau in Hambach war nicht nur wichtig, um unsere Lagerflächen zu erweitern, sondern auch um auf die sich rasend schnell entwickelnden Anforderungen der Automobilbranche reagieren zu können“, erklärt Wanner. „Wir arbeiteten zuvor in Hallen, die uns von unserem Kunden zur Verfügung gestellt wurden und die gerade einmal so ausreichend Platz für dessen Lager-Bedarfe bieten konnten. Der Neubau hat für uns alles verändert. Mit der erhöhten Lagerkapazität und der neu erworbenen Unabhängigkeit ist es uns nun möglich, unser Kundenportfolio zu erweitern und neue Kollaborationen anzusteuern.“
Mehr als 6.000 Palettenstellplätze bietet die von AR Racking konzipierte, 16 gassige Regalanlage. Mit sechs Trägerebenen ragt die Anlage in der neuen Logistikhalle zehn Meter empor. Alle Trägerebenen sind mit Drahtgitterböden versehen. Besonderheit: Mit einem Durchlaufregal für Kleinteilelagerung wurde auf 41 Doppelfeldern der unteren Regalebenen eine intelligente Lager- und Kommissionier-Lösung mit 8.600 Behälterstellplätzen integriert. Eine zusätzliche Vorgabe von Seifert zielte auf weitgehende Flexibilität bei Anlagenlayout und logistischen Prozessen. „Uns ist es grundsätzlich sehr wichtig, immer flexibel zu bleiben und schnell auf Kundenbedürfnisse reagieren zu können“, sagt der Seifert Executive Director. „Vor diesem Hintergrund haben wir bei der Auftragsvergabe des gesamten Lagersystems für die neu erstellte Halle auch darauf geachtet, dass die Regalanlage eine problemlose De- und Remontage ermöglich.“
Innerhalb von weniger als vier Wochen installierten die Intralogistik-Experten die neue Regalanlage und schlossen die erste Projektphase erfolgreich und termingerecht ab. „Dank der vollautomatisierten Herstellungsprozesse im Produktionswerk von AR Racking konnten wir in dem Projekt mit dem engen Zeitfenster einmal mehr unsere hervorragende Lieferfähigkeit mit kürzesten Lieferfristen unter Beweis stellen“, hebt Roland Fischer, Key Account Manager AR Racking Deutschland, hervor. Und dass trotz einiger zuvor nicht planbarer Einschränkungen. „Direkt bei Montagestart stellte sich heraus, dass die uns überlassenen Freimaße für eine Routenzug-Kommissionierung in der Regalanlage nicht passend waren“, so Fischer. „Wir mussten die Anlage kurzfristig ein wenig umplanen und unter anderem andere Trägerlängen herstellen, liefern und einbringen. Aber auch dabei konnte AR Racking beweisen, dass Änderungen und die Lieferung entsprechender Komponenten selbst kurzfristig umsetzbar sind.“ So hat auch im Seifert-Logistikzentrum gegenüber der ursprünglichen Terminierung keine Montageverzögerung stattgefunden. Gleiches gilt für zusätzliche Anforderungen, die von Seifert während der Projektrealisierung eingebracht wurden. „Als wir im Nachhinein Durchschubsicherungen bestellten, konnte AR Racking diese sehr schnell lieferten und auch gleich montierten“, schildert Seifert Executive Director Wanner ein Beispiel. „Die Anlage von AR Racking garantiert maximale Sicherheit unserer Mitarbeiter und Flexibilität gegenüber unseren Kunden. Wir sind mit der Lösung sehr zufrieden.“
Inzwischen ist die neue Anlage komplett in die Versorgung der Produktionslinien im Mercedes-Werk integriert. „Aufgrund der Corona-Pandemie musste unser Standort leider für einen Zeitraum von 2,5 Monaten geschlossen bleiben“, sagt Wanner. „Dies hat unseren ursprünglichen Terminplan durcheinander gebracht. Aber die geplante zweite Projektphase wurde inzwischen angegangen.“ Die Wareneingänge im neuen Logistikzentrum werden nach der Qualitätsprüfung vereinnahmt und an die von Lagerverwaltungssystem vorgegebenen Lagerplätze verbracht. Für den Abruf der Bedarfsstellen in der Produktion werden Teile- und Montage-Kits vorkommissioniert und bedarfsgerecht zusammengestellt. Bei Abruf erfolgen die Beladung der Routenzüge in sequenzierter Reihenfolge und die Bereitstellung im Warenausgang für die Transporte. „Der Projektverlauf von der Planung bis zur Übergabe der Anlage war von einer guten Zusammenarbeit geprägt“, fasst der Executive Director zusammen.
Bei auftretenden Abweichungen von den ursprünglichen Plänen habe die Projektleitung von AR Racking immer schnell reagiert und durchaus kreative Problemlösungen entwickelt. Das setze sich in den After Sales Services fort. „Mit AR Racking haben wir dabei einen tollen Partner an unserer Seite, der uns dabei unterstützt, schnell, flexibel und mit Qualität zu reagieren“, urteilt Wanner und führt als aktuelles Beispiel die Mitteilung von Anfang Juli an, nach der Hauptkunde Mercedes sein Werk in Hambach verkaufen wird. „Einen potentiellen Käufer gibt es schon“, so der Seifert Executive Director. „Dies bedeutet für uns, dass wir unsere Prozesse und die Ausstattung unseres Logistikzentrums dann an einen neuen Kunden anpassen. Besonders in solch schwierigen Zeiten wie heute ist es ein großer Vorteil, kompetente Partner zu haben, die vertrauenswürdig sind und uns bei großen Veränderungen unterstützen.“